Die größte Kunst
Was ist die größte Kunst auf Erden? Mit frohem Herzen alt zu werden, Zu ruhen, wo man schaffen möchte, zu
schweigen, wo man ist im Rechte; Zu hoffen, wo man am Verzagen, gehorsam still sein Kreuz zu tragen Und neidlos andere zu sehn, die rüstig Gottes Wege gehen. Die Hände in den Schoß zu legen und sich in
Ruhe lassen pflegen Und, wo man sonst gern hilfreich war, sich nun in Demut machen klar, dass uns die Schwachheit überkommen, Wir nichts mehr sind zu andrer Frommen Und dabei still und freundlich doch
zu gehn im gottgesandten Joch. Was kann uns diesen Frieden
geben? Wenn wir des festen Glaubens leben, Dass solche Last, von Gott gesandt, uns bilden soll fürs
Heimatland, Ein letzter Schliff fürs alte Herz; zu lösen uns von allem Schmerz Und von den Banden dieser Welt, die uns so fest umfangen
hält. Die Kunst lernt keiner völlig
aus, Drum gibt´s noch manchen harten Strauß In alten Tagen durchzukämpfen, bis wir des Herzens Unruh
dämpfen Und willig uns ergeben drein, in stiller Demut nichts zu sein. Dann hat uns Gott nach Gnadenart die beste Arbeit aufgespart: Kannst du nicht regen mehr die Hände, kannst du sie falten ohne
ende, Herabziehn lauter Himmelssegen auf all die Deinen allerwegen; Und ist die Arbeit auch getan, und naht die letzte Stund´
heran, Von oben eine Stimme spricht:
„Komm, du bist Mein, Ich laß dich nicht!“
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